Zahllose Medienberichte der letzten Wochen und Monate haben auf die unhaltbaren Zustände in den Adler-Wohnungen in Göttingen/Grone Süd und dort vor allem im Süntelweg aufmerksam gemacht. Die Göttinger Linke fordert die LEG Immobilien SE als neue Besitzerin der Wohnungen auf, jetzt den Schwerpunkt auf Schadensbegrenzung zu legen. Erst sollten begonnene Bauabschnitte abgeschlossen werden, bevor neue wie etwa im Rodeweg ebenfalls in desaströse Zustände überführt werden. Die Gesundheit der Mieter*innen muss an erster Stelle stehen.
Vor einigen Monaten begannen Bauarbeiten an Wohnungen der Adler-Group in Grone: Im Süntelweg wurden die Dächer einer hunderte Meter langen Häuserzeile und auch die Außenwände im Bereich der Treppenhäuser der betroffenen Gebäude entfernt. Dies sind Vorbereitungen, um jeweils ein Geschoss oben aufzusetzen und um Fahrstuhlschächte anzubauen. Hierbei handelt es sich um „Modernisierungen“, die erlauben, die Mieten aller Wohnungen in den Gebäuden stärker anzuheben als dies die Mietpreisbremse ohne diese Maßnahmen erlaubt hätte.
Die offensichtliche Folge dieser Vorgehensweise: Wasser aus Regen- und Schneefall dringt von oben direkt in die Wohnungen im obersten Stockwerk und durch unzureichend abgedichtete Außenwände in die Treppenhäuser ein.
Schon am 11. November 21 berichtete das GT ausführlich über Schimmelbefall in den Wohnungen. Die Adler Group antwortete damals auf Anfragen des GT, dass sie eine „angemessene Bearbeitungszeit“ benötige und dass alle Fälle „fachmännisch“ aufgenommen „und Schäden beseitigt“ würden.
In den vergangenen zwei Monaten hat sich die Situation noch weiter verschärft:
Es ist weiter Wasser in die Häuser eingedrungen. Es sind große Sachschäden am Eigentum der Mieter entstanden. Die Hausverwaltung hat Mieter*innen unter Druck gesetzt, aus den zur Verfügung gestellten Ausweichwohnungen in ihre angeblich jetzt sanierten Wohnungen zurück zu ziehen. Dadurch befinden sich nun auch Familien mit Kleinstkindern in Wohnungen, die durch massiven Schimmelbefall gesundheitsschädlich sind.
Derzeit laufen vergleichbare Bauarbeiten im Rodeweg an. Auch dort könnten dann die Hausdächer für unbestimmte Zeit undicht hinterlassen werden, mit den aus dem Süntelweg bekannten gewaltigen Folgeschäden.
Edgar Schu, Fraktionsvorsitzender der Göttinger Linken, fordert die LEG als für sämtliche betroffenen Wohnungen verantwortlichen Investor auf, die Dachentfernung im Rodeweg sofort zu stoppen: „Zuerst müssen die durch Feuchtigkeit, Dreck und Schimmel betroffenen Mieter*innen der Wohnungen im Süntelweg wieder mit Ersatzwohnungen versorgt werden. Erst nachdem alle Gebäude im Süntelweg wieder regendicht, gründlich getrocknet und schimmelfrei sind, ist es zu verantworten, nächste Schritte im Rodeweg zu tun.“
Die Göttinger Linke wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um betroffene Mieter*innen dabei zu unterstützen, dass sie Ausweichwohnungen zur Verfügung gestellt bekommen.
Unserer Fraktion berichteten Mieter*innen, dass die anlässlich des in Kraft getretenen Wohnraumschutzgesetzes eingerichtete Stabsstelle für prekäre Immobilien den Sachstand vor Ort ausschließlich von einem Beschäftigten des Investors geführt in Augenschein genommen habe. Als Ergebnis der Besichtigung habe sie mitgeteilt, dass keine wesentlichen Mängel festgestellt werden könnten und weigerte sich, sich von Mieter*innen das Häuserinnere zeigen zu lassen.
Jost Leßmann, für die Göttinger Linke im Bauausschuss bringt die Kritik auf den Punkt: „Offenbar wollen Verwaltung und Politik immer noch nicht wahrhaben, dass durch die Vorgehensweise der Adler-Gruppe die Wohnungen der betroffenen Gebäude unbewohnbar geworden sind. Wir halten einen Ortstermin des Bauausschusses für notwendig. Dieser sollte auch mit den Mieter*innen abgesprochen werden, damit wo möglich die Häuser auch von innen gesehen werden können.“
Nachweise:
[1] 11.11.2021, „Sanierung bei Adler: Wenn die eigene Wohnung krank macht“: https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Goettingen/Adler-Group-saniert-Wohnungen-in-Goettingen-Mieter-kaempfen-gegen-Schimmel-und-Dreck
[2] 20.12.2021, „Schimmel: Familie verbringt Weihnachten in Ersatzwohnung“: https://www.ardmediathek.de/video/hallo-niedersachsen/schimmel-familie-verbringt-weihnachten-in-ersatzwohnung/ndr-niedersachsen/Y3JpZDovL25kci5kZS9hMjA0ZGViYS1mNTMxLTQyN2QtYjQ3ZC1mNjgzMmM0MmNmNGM/
[3] 06.01.2022, Göttingen heute, Kanal „Gustavo unterwegs“, „Schimmel-Wohnungen III 06.01.2022“ (siehe auch Fotos im Anhang): https://www.youtube.com/watch?v=iGsV7kwLyZw